Ayurveda: Analyse und Darstellung von: sandhi-vata, ama-vata, rakta-vata

Die drei Krankheitsbilder sandhi-vata, ama-vata und rakta-vata nehmen in der ayurvedischen Diagnostik und Therapie einen wichtigen Platz ein. Ihre Gemeinsamkeit ist der Bewegungsapparat, denn ihre Symptome (Lingas) haben die Eigenschaften (Gunas) von Vata. Betroffen sind vor allem Knochen und Nervengewebe, wobei Schmerzen und Veränderlichkeit (Sita und Cala) aber auch Steifheit dabei im Vordergrund stehen. Wegen der zunehmenden Häufigkeit und der Ausdehnung über längere Lebensabschnitte, belasten diese Krankheiten des Bewegungsapparates unser Gesundheitswesen enorm.
Im ersten Teil dieser Arbeit erfolgt die Beschreibung der drei Krankheitsbilder aus ayurvedischer Sicht und die einzelnen Therapiemöglichkeiten werden beschrieben und miteinander verglichen. Im zweiten Teil erfolgt eine kurze Zusammenstellung der westlichen Behandlungsmethoden und es werden die Grenzen beider Ansätze aufgezeigt.

Sandhi-vata (Arthosen):
Die Übersetzung des Begriffes sandhi-vata lautet: ‚in das Gelenk gegangene Vata’.
Daraus lässt sich ableiten, dass sämtliche Vata erhöhenden Mechansimen ursächlich für diese Krankheit verantwortlich sind. Die Therapie ist nur lindernd möglich und es gilt in der Dauertherapie die Vata erhöhenden Pathogene wie Kälte, Trockenheit, zuwenig Schlaf oder Vata erhöhende Ernährung zu meiden. Dem gegenüber stehen Wärme und Öl, in Form von lokalem, trockenem Svedana oder Dampfbehandlung mit Dashamula1
Die betroffenen Gelenke sollten regelmässig mit Öl einmassiert werden (z.B. Narayana-taila).
Bei der inneren Therapie wird Wert gelegt auf eine regelmässige Darmentleerung, erreichbar durch tägliche Gabe von Pancatikta-ghrta2 20-40 ml. Auch Bastis gelten als hilfreiche Therapie, wobei der Schwerpunkt hier sicher die nährenden, öligen Bastis sind.

ama-vata (Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis):
In den ayurvedischen Texten wird ama-vata erst sehr spät beschrieben. Im Gegensatz zu sandhi-vata kommt hier erschwerend eine zusätzliche, hartnäckige Komponente, nämlich ama hinzu. Dieser klebrige Schlackenstoff siedelt sich bevorzugt an den Gelenken an (Kapha-Sitz).
Die Früherkennung und richtige Therapie ist dabei äusserst entscheidend. Ama muss entdeckt und gezielt aus dem Körper entfernt werden. Grundsätzlich ist in diesem Fall eine Heilung möglich durch drastische Dosha-Regulation und Vermeidung von erneuter ama-Bildung. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass es sich hier um eine Tridosa-Erkrankung handelt und vor allem die ama Elimination viel Zeit und Geduld braucht.

Das klassische Behandlungsprinzip ist:
-ama pacana (Diät und Dravyas)
-trockene Svedana (steigert die Gelenkmobilität)
-aktivieren von agni (katu-, tikta-Dominanz in der Ernährung)
-Entgiften durch regelmässiges, leicht öliges (senkt Vata) sanftes Virecana.
-ergänzend sind lepas aus guggulu hilfreich, diese wirken, da steroidähnlich, antientzündlich.
-klassisches Pancakarma wäre ideal, ist aber oft wegen des schlechten Allgemeinzustandes der Patienten (reduzierte Bala) zu drastisch.

Vata-rakta (entsprechend Gicht, bzw. periphere Vasculitis):
Die Symptome dieser Erkrankung entstehen v.a. durch die Verunreinigung des Blutes (rakta). Verursacht wird dies mehrheitlich durch schlechte Ernährung, was auch in der westlichen Medizin erkannt wurde. Ernährungsumstellung ist deshalb entscheidend. Das Weglassen von salzigen, bitteren, sauren und alkalischen Substanzen bildet die Basis der Therapie, denn diese verunreinigen Rakta und tragen zur Pitta-Symptomatik des Bewegungsapparates bei. Auch hier handelt es sich um eine Tridosa-Erkrankung, wie ama-vata, jedoch mit anderer Dosa-Dominanz. Zudem muss auch der Schweregrad der Erkrankung in der Therapie berücksichtigt werden. Man unterscheidet zwischen oberflächlicher oder tiefer Ebene oder beide Ebenen sind gleichzeitig betroffen.
Die Therapie-Schwerpunkte sind rakta-shodana und Pittareduktion. Das heisst, Ernährungsumstellung nach ‚süss’, Virecana und Dravyas wie Guduci puttygen ssh , Amalaki oder Manjista. Wichtig ist daran zu denken, dass die rakta-vata Erkrankung nicht nur die Gicht im westlichen Sinne beinhaltet, sondern dass auch die peripheren Gefässe mitbeteiligt sind.

Westliche Alternativen:
Steroide: Diese Substanzen werden sehr oft angewendet und sie zeigen eine sehr gute Wirkung. Aber man kauft sich auch einige Probleme damit ein wie erhöhte Krebsrate durch Langzeitimmunsuppression, Ostheoporose oder Probleme von Haut und Schleimhäuten.
NSAR: Entzündungshemmer aus dieser Gruppe werden als Basistherapeutika und Schmerzmittel der ersten Wahl eingesetzt. Sie sind aber oft ungenügend in ihrer Wirkung und beeinträchtigen vor allem die Magenschleimhäute, welche dann mit Säureblockern behandelt werden, die wiederum weitere Nebenwirkungen haben können.
Zytostatika: Das Wachstum aller rasch sich teilenden Zellen wird unterbunden via Schädigung der DNA. Sie wirken entzündungshemmend, antiproliferativ und weisen eine verhältnismässig geringe Toxizität auf, sind aber per se krebserregend.2
Biologicals: Experten loben im Moment diese neuen Wirkstoffe und Pharmafirmen sind wegen deren Umsätzen begeistert, denn die Kosten einer Behandlung liegen zwischen 16’000- 24’000 Euro pro Patient und Jahr.3
Diese Substanzen sind nahezu mit den körpereigenen Proteinen identisch, werden zum Teil bakteriell produziert oder aus tierischen Zellkulturen isoliert. Sie wirken auf mehreren Ebenen tief im Immunsystem und können daher auch drastische Nebenwirkungen auslösen. Was diese kontinuierliche Fremdinformation in unserem Körper auf lange Sicht bewirkt, ist noch weitgehend unklar. Das Aufflammen der Tuberkulose in geimpften Patienten oder schwere, letale Pilzinfektionen werden immer häufiger festgestellt und könnten unerwünschte Nebenwirkungen darstellen.

Diskussion:
Mittels der vorgängig umrissenen ayurvedischen Prinzipien können nachgewiesenermassen extrem gute Behandlungs-Ergebnisse erzielt werden. Leider scheitert der Erfolg jedoch oftmals an den Lebensumständen und der Compliance der Patienten. Man muss sich als Behandler meist mit Kompromissen zufrieden geben und oft wirken die gleichzeitig angewendeten westlichen Medikamente Therapie-erschwerend im Sinne der ayurvedischen Medizin. Steroide, Antiphlogistika und Zytostatika produzieren nämlich per se zusätzlich ama und verschleiern damit die Symptomatik. Beim Auftreten starker Schmerzen ist aber kein Auskommen ohne diese Substanzen möglich. Es ist deshalb wichtig, die Patienten kompetent aufzuklären und zu informieren. Zudem muss sehr sorgfältig gearbeitet werden, um die Motivation der Patienten, die ayurvedischen Prinzipien umzusetzen, nicht zu gefährden.